Akne inversa

Akne inversa (auch ‚Acne inversa‘, ‚Hidradenitis suppurativa‘ oder ‚Schweißdrüsenabszess‘) beschreibt eine der schwersten Akneformen. Die Krankheit kann einen sehr unterschiedlichen Verlauf nehmen und von mehr oder weniger stark ausgeprägten Schmerzen, Entzündungen und Operationen begleitet sein. Nicht selten spiegelt sich die Hautkrankheit auch in der Psyche der Betroffenen wider.

 

Akne inversa tritt an bestimmten Körperregionen auf

Die chronisch, entzündliche Hautkrankheit tritt dabei nicht wie andere Akneformen bevorzugt im Gesicht oder am Oberkörper auf. Akne inversa ist auf bestimmte Körperbereiche begrenzt und vorwiegend in den so genannten Beugeregionen zu finden, also da, wo benachbarte Körperteile aneinander reiben und Feuchtigkeit entsteht:

Die Abbildung zeigt, an welchen Körperregionen Akne inversa häufig auftritt.
Die Abbildung zeigt, an welchen Körperregionen Akne inversa häufig auftritt.

Hierzu zählen neben den Achseln auch die Leistengegend, der Bereich zwischen den (weiblichen) Brüsten, das Steißbein sowie auch der Intim- oder Analbereich. In diesen Regionen ruft Akne inversa kleine Knoten und Entzündungen unter der Haut hervor. Es bilden sich schmerzhafte Abszesse, außerdem kann es zur Entstehung von Fisteln kommen.

Wer ist betroffen?

Ein genauer Betroffenenkreis lässt sich bei Akne inversa nicht ausmachen. Häufig tritt die Krankheit bei Personen zwischen 20 und 30 Jahren (mehr bei Frauen als bei Männern) auf, aber auch Personengruppen bis ins hohe Alter können unter dieser schweren Hautkrankheit leiden. Darüber hinaus sind ebenso Fälle im Baby- und Kleinkindalter bekannt.

Weltweit wird die Zahl der Erkrankten auf rund 70 Millionen geschätzt. Da die Dunkelziffer sehr hoch ist, zum einen, weil Betroffene aus Scham nicht zum Arzt gehen, zum anderen, weil Ärzte die Krankheit nicht als solche erkennen, lässt sich die Zahl an Erkrankten in Deutschland nur schwer festmachen und die Spanne ist sehr groß. Es wird von etwa 225.000 bis 3,1 Millionen Betroffenen ausgegangen.

Ursachen von Akne inversa

Welchen Ursachen Akne inversa genau zugrunde liegt, ist bislang wissenschaftlich nicht eindeutig geklärt. Jedoch gibt es einige Faktoren, die Akne inversa begünstigen und deren Verlauf negativ beeinflussen können.

Nach heutigem Kenntnisstand wird davon ausgegangen, dass Verhornungsstörungen ursächlich für Akne inversa sind. Demnach sammelt sich Hornmaterial am Ausgang der Talgdrüsen sowie an den Haarwurzeln. Die Hornzellen vermehren sich immer weiter und verstopfen schließlich den Ausführungsgang des Haares. In der Folge entstehen Entzündungen, da das Sekret der Talgdrüsen nicht abfließen kann. Die Bakterienart Staphylococcus aureus spielt bei den Entzündungen ebenfalls eine Rolle, denn diese führen eine Infektion herbei. Infolgedessen breitet sich die Hautkrankheit immer weiter aus. Bakterien können den weiteren Krankheitsverlauf negativ beeinflussen, da sie aufgrund ihrer Eigenschaften Entzündungen fördern.

Risikofaktoren, die Akne inversa begünstigen können

Es wird angenommen, dass einige Faktoren den Ausbruch der Hautkrankheit fördern und den weiteren Verlauf negativ beeinflussen können. Hierzu zählen:

  • genetische Veranlagung
  • vermehrte Schweißabsonderung
  • Rauchen
  • Übergewicht
  • Stress
  • enge Kleidung, die scheuert
  • Immunschwäche
  • hormonelle Faktoren, die zur Beeinflussung der Talgproduktion beitragen
  • ungesunde Ernährung

Darüber hinaus kann Akne inversa auch als Begleiterscheinung anderer Krankheiten auftreten. Dies kann beispielsweise bei Diabetes mellitus oder einer Autoimmunerkrankung der Fall sein.

Symptome und Krankheitsbild von Akne inversa

Wie bereits erwähnt, liegt bei Betroffenen eine Verhornungsstörung vor, wodurch eine Sekretabgabe der Talgdrüsen verhindert wird. In der Folge entstehen zunächst Entzündungen unter der Haut, wo das eigentliche Problem von Akne inversa ansetzt. Es kommt zur Eiterbildung, im späteren Verlauf tritt diese auch in umliegendes Gewebe und die Schweißdrüsen über. Breiten sich diese weiter aus, entstehen umkapselte Eiteransammlungen, so genannte Abszesse. Es bilden sich flächige und sehr schmerzhafte Hautareale, häufig kommt es dabei auch zu einer Dunkelfärbung der Haut über den Abszessen. Öffnet sich solch ein Abszess, indem er zum Beispiel platzt, tritt ein oftmals übel riechendes Sekret aus.

Im weiteren Krankheitsverlauf kann es zur Entstehung von Fisteln kommen. Hierbei handelt es sich um röhrenförmige Gänge unter der Haut, die sich aufgrund der Krankheit bilden und mit Eiter oder Wundsekret gefüllt sind. Oftmals lassen sich Fisteln nur chirurgisch behandeln, die in der Folge große Narben hinterlassen.

Zusammenfassend äußert sich Akne inversa durch:

  • Talgdrüsen, die entzündet und mit Eiter gefüllt sind
  • Abszesse und Fisteln
  • häufig starke Schmerzen und Bewegungseinschränkungen
  • Narbenbildung

Zu weiteren Begleiterscheinungen, die auftreten können, zählen:

  • chronische Entzündungsprozesse
  • Lymphknotenschwellung in akuter Phase
  • Schlaflosigkeit
  • Depressionen
  • gesellschaftlicher Rückzug bis hin zur Isolation
  • Abgeschlagenheit
  • Fieber
  • Juckreiz und Hautbrennen
  • Kopfschmerzen
  • vermehrtes Schwitzen
  • Übelkeit
  • Druckempfindlichkeit
  • Durchfall
  • Muskel- und Knochenschmerzen (SAPHO-Syndrom)
  • Gewichtsschwankungen

Verlauf der Hautkrankheit in Schüben

Akne inversa kann in gewissen Schüben auftreten. Die Häufigkeit und Auswirkungen dieser Schübe sind bei jedem Menschen unterschiedlich. Auch der Zeitraum zwischen den Schüben ist individuell und kann sehr lange dauern oder eben nur kurz anhalten.

Die Schübe reichen von eitrigen knotenhaften Entzündungen, über druck-schmerzhafte Knoten bis hin zur großflächigen Ausbreitung mit Vernarbungen.

Teilweise werden sogar Einschränkungen in der Bewegung sichtbar, welche ihren Ursprung in der Akne inversa wiederfinden. Nicht immer muss die Hautkrankheit jedoch mit schmerzhaften Beschwerden belastet sein. Vielmehr ist es häufig die körperliche und psychische Belastung, die Betroffene an ihre Grenzen bringen.

Einteilung der Krankheit in Stadien

In Abhängigkeit von der Schwere des Krankheitsbildes lässt sich Akne inversa in drei unterschiedliche Stadien einteilen. Als Grundlage dient die erste historische Einteilung nach Hurley:

Stadium I

Hier handelt es sich um eine leichte Akne inversa-Form. In diesem Stadium treten unter anderem sehr große Komedone (Mittesser) auf. Des Weiteren sind einzelne oder mehrere Abszesse zu finden, jedoch keine Fisteln und Vernarbungen.

Stadium II

Einzelne oder vermehrte, jedoch nicht flächenhafte Abszesse in Verbindung mit Fistelgängen und Narbenbildung sind in diesem Stadium typisch. In der Regel lässt sich auf manuellen Druck Eiter, Talg oder übel riechendes Sekret entleeren.

Stadium III

In Stadium III liegt ein flächiger Befall mit mehreren Abszessen vor, die zu großen Strängen zusammenlaufen können. Des Weiteren treten tiefe und zahlreiche Fistelgänge auf, daneben sind narbige Areale mit ausgebrannten Entzündungsherden zu finden. Es besteht das Risiko von Gelenkfehlstellungen aufgrund schmerzbedingter Bewegungseinschränkungen.

Behandlung von Akne inversa

Bei einigen Betroffenen verschlimmert sich Akne inversa nicht, bei anderen wiederum ‚wandert‘ die Krankheit und besetzt weitere Hautareale. Bislang gibt es jedoch keine effektive Therapie, die Akne inversa vollständig ausheilen lässt.

Je nach Schweregrad der Hautkrankheit gibt es jedoch verschiedene Behandlungsmethoden, auch, wenn sich durch die Gabe von Medikamenten eine operative Entfernung meist nicht vermeiden lässt.

Konservative und operative Behandlung

Die konservative Behandlung von Akne inversa mit Medikamenten kann entweder über die Einnahme von Antibiotika oder Hormonen erfolgen.

Antibiotika

Bei der Einnahme von Antibiotika lassen sich zumindest die Symptome der bakteriellen Entzündungen lindern. Eine neue, aber derzeit noch erforschte Methode ist die Gabe von so genannten TNF-alpha-Antagonisten. Diese führen eine Hemmung von TNF-alpha herbei, welches im Körper zu verstärkten Entzündungen führt.

Hormone

Wird bei einem Betroffenen die zu starke Produktion eines Hormons festgestellt, kann diese mit der Verabreichung eines Hemmers verringert werden. Sind zu viele männliche Hormone vorhanden, können Frauen mit der Gabe von Antiandrogenen behandelt werden. Bei Männern werden 5-alpha Reduktase-Hemmer zur Behandlung eingesetzt.

Operation

Ein chirurgisches Öffnen der entzündeten Knoten bringt meist nur eine kurze Besserung, indem der Schmerz gelindert werden kann.

Befindet sich die Krankheit im fortgeschritteneren Stadium (nach Hurley Stadium II oder III), ist in den meisten Fällen eine Operation unumgänglich, um die betroffenen Bereiche vollständig zu entfernen.

Bei einem kleinen Befall wird die Wunde primär verschlossen, d.h. sie wird zum Beispiel vernäht. Auch Hauttransplantationen und Verschiebelappenplastiken gehören zum primären Wundverschluss. Bei größeren Defekten bleibt die Wunde meist offen, um so sekundär und mit Hilfe einer geeigneten Wundtherapie abzuheilen.

Die Operation wird entweder mit einem Skalpell oder Laser durchgeführt. Die Dauer der Wundheilung variiert je nach Größe der operierten Stelle zwischen einigen Tagen und mehreren Monaten.

Wie kann ich Akne inversa vorbeugen?

Auch nach einer erfolgreichen Operation ist ein erneutes Auftreten von Akne inversa in nicht operierten Bereichen möglich. Diese erfordern dann einen erneuten operativen Eingriff.

Da die genauen Ursachen für Akne inversa nicht vollständig geklärt sind, ist eine Vorbeugung nicht ganz einfach.

Hilfreich kann es sein, Faktoren, die vermutlich als Auslöser für Akne inversa gelten, zu reduzieren. Dies betrifft unter anderem den Nikotinkonsum sowie die Reduzierung von Übergewicht oder eine Anpassung der Ernährungsgewohnheiten. Bei Letzterem spielt auch das Trinkverhalten eine wichtige Rolle.

Sind Betroffene nicht sicher, ob sie unter Akne inversa leiden, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Eine frühzeitige Erkennung der Krankheit und das Einleiten entsprechender Therapiemöglichkeiten können einen guten Ansatz der Behandlung bilden.